GEN LogoIna Meyer-Stoll und Achim Ecker haben das ZEGG in diesem Sommer bei der Mitgliederversammlung von GEN- Europe und bei der Treffen der ICSA (International Communal Studies Association) vertreten. Beide Treffen fanden in Dänemark statt.

Hier ihr Bericht:

4. - 5. 7.: General Assembly, Mitgliederversammlung der europäischen Gemeinschaften.

Es ist das erste reale Treffen seit 2019. zweimal wurde das Treffen wegen Covid abgesagt. In diesem Jahr dann endlich wieder, diesmal in Dänemark. Erst sehr kurzfristig, im Frühjahr 22, wurde ein Ort gefunden, der sich vorstellen konnte, ca 300 – 400 Gäste aufzunehmen: die Gemeinschaft Ananda Gaorii, die eigentlich ein spiritueller Ashram ist. 

Das Treffen wurde vorbereitet mit vielen Freiwilligen aus der Ukraine, über GEN-Ukraine, dem seit einigen Jahren sehr aktiven Ukrainischen Netzwerk der Gemeinschaften. Über die „Green Road“ (an der auch das ZEGG beteiligt ist) reisten viele Menschen aus der Ukraine über verschiedene Gemeinschaften/Ökodörfer nach Dänemark. Es besteht eine enge Verbindung zum Dänischen Gemeinschaftsnetzwerk LØS; auch dieses war stark beteiligt war an der Vorbereitung des Treffens.

Ca. 35 von derzeit 40 Mitgliedsgemeinschaften bei GEN-Europe waren vertreten, teilweise online nur für die Generalversammlung (General Assembly) die am 4. Und 5. 7. stattfand. Bei der GA waren Menschen aus folgenden Ländern dabei:
Belgien, Estland, Finnland, Schweden, Dänemark, UK, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Ukraine, Polen, Schweiz, Holland, Slowenien, Portugal, insgesamt ca. 50 Personen, die „Delegates“ der Ecovillages.

Der Vorstand und Mitarbeiter*Innen stellten die Tätigkeiten und Finanzen der letzten 1,5 Jahre vor. Die letzten zwei Jahre waren Covid bedingt sehr schwierig, weil das Herz von GEN die Begegnungen mit den Menschen aus Gemeinschaften ist.  Besonders bewegend war das Engagement für die Menschen in der Ukraine. Dort besteht ein großes Netz von Ökodörfern, kleinen Gemeinschaften und dem Permakultur-Netzwerk. All diese Projekte verbanden sich zur „Green Road“ und nahmen Menschen aus Kiev und anderen Orten auf, die wegen des Krieges ihre Wohnung verlassen mussten. Teilweise nahmen einzelne Projekte an die 200 Menschen auf. Die Menschen aus der Ukraine haben sehr bewegt berichtet, wie sie dann angefangen haben, Gärten anzulegen, alte Häuser zu renovieren, weil aus den gedachten 3-4 Tagen, wo die Menschen sich in Sicherheit bringen wollten, jetzt Wochen und Monate wurden.

Eine Entscheidung der Mitgliederversammlung war es, GEN-Ukraine als volles Mitglied aufzunehmen.

Spannend und auch langwierig war es, einen neuen Vorstand zu wählen. Soziokratie als Organisationsform ist bei über 30 Menschen, die aus internationalen Gemeinschaften kommen, nicht so leicht umzusetzen. Fast wäre Achim in den Vorstand gewählt worden, aber es gab schon 2 Menschen aus Deutschland, so dass es dann eine Frau aus der Schweiz wurde, aus Glarisegg, Theodora Romanesco und ein junger Mann aus Findhorn, Jake Jay Lewin. Steffen Emrich bleibt noch für ein Jahr, sowie Stefanie Raysz aus Schloß Tempelhof. Und Charly aus Spanien von Los Portales, der leider nicht anwesend sein konnte.

Ab 6. Juli an fand die Konferenz statt, mit einem satten Programm von vielen Workshops und Podien über 4 volle Tage. Es wurde noch viel internationaler, es kamen insgesamt ca 300 Gäste zusätzlich aus: USA; Kanada, Brasilien, Mexico, Guatemala, Indien (Auroville) New Zeeland, Australien, Mocambique, und mehr.

Achim und Ina waren eingeladen, beim eröffnenden Podiumsgespräch mit Macaco Tamarice (Damanhur), Daniel Greenberg (Auroville) und Fabi Maia (Brasilien) zu sprechen. Der Titel lautete: Krise in Gemeinschaften. Achim sprach darüber, wie eine Krise etwas ist, das uns aus der Normalität wirft, einer nicht nachhaltigen Normalität in den meisten Fällen. Das braucht unsere Annahme. „Atme tief ein und rufe dir alles ins Gedächtnis, was du gelernt hast und wer du geworden bist; all dein verkörpertes Wissen. Lass das Unnötige beiseite, all die kleinen Unterschiede und kommt euch nahe und tauscht euch miteinander aus. Ruft Thinktanks ein, teilt, was ihr herausgefunden habt und hört anderen zu. Denkt gemeinsam neue Wege; Synergie ist der Schlüssel. Behaltet die Ausrichtung im Blick und behaltet im Herzen und Geist, welche Welt ihr sehen und aufbauen wollt – gemeinsam! Erinnert euch, dass der Weg zu Licht und Schönheit durch unsere Ängste, Wunden und Traumata führt.“ Er schloss mit: „Wenn ein Zustand länger anhält, als gut ist, geschehen oft Dinge, die uns aus dieser Situation hinaus bewegen wollen. Hin zu etwas Neuem.“

Ina sprach unser Herz an, betonte Gemeinschaftsaufbau als eine tägliche Routine und Aktivität. Sie sprach darüber, wie wichtig es in Zeiten der Krise ist, das soziale Miteinander zu pflegen.
Daniel Greenberg berichtete anhand von Spiral Dynamics über die turbulenten Entwicklungen in Auroville.

Fabi Maia sprach über ihr relativ neues Projekt, Regenwald im Süden von Sao Paolo zu schützen. Terra Luminous genannt. Sie nutzten dort die Covid Pause, um immer mehr Regenwald zu erwerben, ihn damit vor Abholzung zu bewahren und ihren Platz aufzubauen.

Macaco Tamarice sprach über die Veränderungen in Damanhur, deren Leiter Falco 2013 gestorben war und der die spirituelle Ausrichtung der Gemeinschaft gegeben hatte, und über die ökonomische Krise, die sie sehr gebeutelt hatte. Kaum war diese annähernd überwunden, kam der Lockdown mit Covid. Die Gemeinschaft hielt zusammen und führte sofort wieder eine gemeinsame Einkommensökonomie ein, um alle zu stützen.

Am zweiten Tag hatten Ina und Achim einen Workshop mit dem Titel „Entropie in Gemeinschaften“ angeboten. Es kamen ca. 30 interessierte und inspirierte Teilnehmer aus anderen Gemeinschaften. Wir hatten denselben Workshop schon kurz zuvor bei GEN Deutschland gegeben, und auch da erfreute er sich reger Teilnahme. Wir erläuterten die Entwicklung in unserer Gemeinschaft, dem ZEGG, das wir vor über 30 Jahren mit gegründet hatten. Entropie konnten wir als natürlichen Vorgang – in diesem Falle der Rückverbürgerlichung – erkennen. Um sie aufzuhalten braucht es ein ständiges Neuschöpfen des Gemeinschaftsgeistes. Viele konnten diese Entwicklung aus ihren Gemeinschaften bestätigen und der belebte Austausch darüber wurde mit viel Dankbarkeit als erleichternd angenommen. Außer in spirituellen Gemeinschaften oder in Gemeinschaften mit einem starken Leiter ist es scheinbar nirgendwo gelungen die Entropie ganz aufzuhalten. Es war gut voneinander zu wissen und über die Fragen in Kontakt zu kommen.

Wir trafen nach den zwei Jahren Covid Pause viele unserer alten internationalen Freunde und tauschten uns in den Zwischenräumen mit ihnen darüber aus, wie wir die Entwicklung in unseren Gemeinschaften wahrnehmen. Fast alle großen Gemeinschaften, wie Findhorn, Damanhur, Tempelhof bestätigten den von uns beobachteten Trend. Er löst oftmals auch Konflikte und Spaltungen aus, die wir auch im ZEGG zu spüren bekommen. Der Zusammenhalt der Gemeinschaft und der Pioniergeist wurden überall schwächer. Doch immer noch ist das Leben in all diesen Gemeinschaften besser als in der sie umgebenden Gesellschaft, auch wenn die Qualität der Gemeinschaft schwächer wird.

Es gab Schlüsselvorträge über den nahenden gesellschaftlichen Energie-Kollaps, der noch in diesem Herbst erwartet wird von Robert Hall aus dem Ostsee Netzwerk. Es ging um die Frage, welche resilienten Strukturen innen und außen gebraucht werden, um da durch zu kommen.

Ein besonderer Sprecher war der Brite Dougald Hine. Unter dem Titel: „Regrowing a living culture“ sprach er mit Wortmagie über den Wandel, den wir durchlaufen, und dass, historisch gesehen, das nicht der erste in der Menschheitsgeschichte ist und auch nicht der letzte sein wird. Die Schwierigkeiten, die wir erleben seinen genauso sehr kulturell wie umweltbedingt.

Er definierte vier Notwendigkeiten, die wir in diesem Wandel beachten sollten:

1. Das Gute des Alten wahren.

2. Das, was wir nicht mitnehmen können betrauern und es in Geschichten als Samen bewahren.

3. Erkennen, dass einige Dinge nicht so gut waren, wie wir uns gegenseitig vorgemacht haben.

4. Die losen Enden, die in dieser Epoche keinen Platz fanden und dennoch gut sind, erinnern und bewahren. Vielleicht finden sie in der nächsten Ebene wieder einen Platz.

Ein  Bericht über die ICSA von Ina und Achim folgt in Kürze.

 

 

 

 

 



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