Roland EngertAm 28.Oktober abends um 20.00 fand im ZEGG ein Vortrag mit anschließender Diskussion statt. Als Impulsgeber trat Ronald Engert auf. Der Kulturwissenschaftler und Herausgeber der Zeitschrift Tattva Viveka hatte zuvor auf seinem Blog einen in der spirituellen Szene viel gelesenen Artikel veröffentlicht. Dieser trägt die Überschrift: „Die spirituelle Szene auf politischen Abwegen“ - unter diesem Titel lud das ZEGG dann auch zum politischen Abend. Etwa 70 Menschen folgten der Einladung. Die Veranstaltung wurde gefördert von der Fachstelle Partnerschaft für Demokratie Hoher Fläming über das Programm „Demokratie leben!“

In der Corona-Krise wird viel über Sinn und Unsinn der Maßnahmen der Regierungen diskutiert, auch Unterschiede in politischen Ansichten sind sichtbar geworden. Auch im ZEGG verliefen diese Diskussionen teilweise emotional und belasteten Beziehungen in der Gemeinschaft. Roland Engert berichtete, wie ihm der Kontakt mit alten Freunden aufgrund verschiedener politischer Wahrnehmungen schwerfiele. Austausch und wirkliches gegenseitiges Zuhören helfen, so die Erfahrung. Dennoch werden auch Grenzen sichtbar, die der Verständigung im Weg stehen. „Wo gibt es blinde Flecken in der ökologischen und spirituellen Szene?“, war daher auch eine der Eingangsfragen.

Engert skizzierte zunächst kurz seinen Werdegang. Früher habe er in der linken Szene die Spiritualität vermisst und sich infolgedessen auf einen spirituellen Weg begeben. Doch auch hier fehlte ihm etwas – in seiner Zeitschrift Tattva Viveka sucht er nun die Verbindung von Spiritualität und Wissenschaft, auf seinem Blog geht es auch um politischen Themen. Die Verbindung von Spiritualität und Politik war daher auch sein Hauptanliegen und übergreifendes Thema des Abends.

Mit einigen Thesen ging Ronald Engert auf unterschiedliche Aspekte der aktuellen Diskussion ein, ohne über Corona-Maßnahmen oder die Krankheit an sich zu sprechen. Er betrachtete vor allem die Diskussion, die in der ökologisch-spirituellen und der alternativen Szene stattfindet. Er betonte zum Beispiel, dass es in den Diskussionen oft um Meinungen und nicht um Fakten gehe. Später unterstrich er noch, dass Fühlen und Denken zusammengehören – ein vom Fühlen abgespaltenes Denken sei genau wenig hilfreich, wie ein vom Denken abgekoppeltes Fühlen. Zudem war seine Ausführung zur Prä/Trans-Verwechslung nach Ken Wilber aufschlussreich. Eine prärationale Sichtweise wirft Rationalität ganz über Bord, eine transrationale Sichtweise kann diese in eine spirituelle, auf Gefühle aufbauende Grundhaltung einbeziehen. In alternativen Kreisen äußert sie sich oft in der Ablehnung von wissenschaftlichen Fakten und einer Tendenz zum Aberglauben. Engert vertritt die Meinung, dass die politische Linke durch die grundsätzliche Ablehnung von Spiritualität und Gefühlen für viele trocken und unattraktiv erscheine, die Rechte wiederum Angebote mache, die auch die Gefühlswelt der Menschen anspreche.

Vor allem die Frage, wie die politische Linke Spiritualität und Politik verbinden könne, die Gefühlswelt der Menschen eben auch ansprechen könne, wurde in der anschließenden Diskussion verfolgt. Es wurden fundierte und kritische Fragen an den Referenten gestellt. Die Teilnehmenden berichteten darüber hinaus auch von ihren Eindrücken von den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen und teilten ihre eigenen Erfahrungen mit.

 

Die Veranstaltung war ein Anfang, so wurde auch mehrmals betont. Politische Diskussionen sollten dringend weitergehen, auch und gerade in Zeiten von zunehmender Polarität in der Gesellschaft. Das ZEGG hat vor , auch in Zukunft politische Abende anzubieten und dazu die interessierte Öffentlichkeit einzuladen.

 



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