Newsletter 5.20.5„Kulturwandel erleben“ – diesen Titel hatten wir unserem Sommercamp im letzten Herbst gegeben. Und hatten uns damals nicht vorgestellt, welche ganz anderen kulturellen Einflüsse diesmal gegeben sein könnten. Denn zunächst waren die Coronaregeln Ausschlag gebend für eine „andere Kultur“: ein Camp ohne Kinder und Jugendliche, ohne internationale Gäste, durch Abstandsregeln beschränkt auf 130 Teilnehmer*innen.

Wir entschieden, dass – wenn schon wenige – diese dann möglichst ganz dabei sein sollen, also auch kein Kurzcamp und nur wenige Gasthelfer.

Aus Anlass der Corona Krise wurde noch der Untertitel: „Resilienz in Zeiten der Krise“ eingefügt. Wie bleiben wir auch in der Krise verantwortlich und ansprechbar, statt in Angst zu regredieren?

Mit diesen Voraussetzungen wurde es ein Sommercamp der besonderen Art. Stiller, ritueller, intimer. Mit einer hohen Konzentration im Großzelt – selbst ohne Mikrofone für Beiträge der Gäste (Virenüberträger!) konnte man hören. Die ruhigen Geigenklänge. Die Gedankenblitze der Festivalleitung.

Die Teilnehmer*innen wurden mitgenommen auf einen mehrstufigen Tiefgang. Die ersten Tage tasteten wir uns an den äußeren Kulturwandel heran. Vertreter verschiedener Generationen politisch aktiver Menschen von Fridays for Future, Extinction Rebellion und langfristig Aktive wie Achim Ecker brachten uns die Dringlichkeit der Lage nahe wie auch Dr. Tobias Bayr vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Die folgenden Tage verdeutlichten immer mehr, dass die äußeren Themen sich auch in den inneren Themen widerspiegeln und wie wir den Wandel in uns selbst als Bewusstseinswandel leben können.

Ein Leitstern hierbei ist die Ausrichtung auf die Liebe - zu uns selbst und in Beziehungen. Es geht darum, aus abhängigen Liebesbeziehungen auszutreten, in denen wir unsere Mangelpunkte gegenseitig drücken und nähren und den anderen als Objekt unserer Bedürfnisse sehen. Erst wenn die Beziehung zum anderen als eigenständiges Subjekt beginnt, kann Partnerschaft gelingen (Dolores Richter).

Ein wirklich partnerschaftliches Handeln braucht es auch mit allen Menschen und der Natur, was wiederum einen gesellschaftlichen Kulturwandel bedeutet. Und hier wirken noch kollektive Traumata (Heiko Veit). Mut machten Beispiele, wie wir Verantwortung über unser Leben ganz übernehmen und im großen Kontext mitgestaltend wirksam werden können. Dies verkörperten Philipp Gerhardt mit Agroforst-Projekten und Roman Huber, der sich für eine Erweiterung unserer Demokratie durch Bürgerräte einsetzt.

 ALLE VORTRÄGE KÖNNEN HIER NOCH 2 MONATE KOSTENFREI ANGEHÖRT WERDEN.

Am Nachmittag gab es für jede*n Raum und Zeit in den Heimatgruppen persönliche Prozesse zu erforschen und sich mit den Themen tiefer auseinander zu setzen. Und die Abende dienten der Kultur und Begegnung. Coronabedingt fanden alle Feste im Freien statt. Ecstatic Dance oder nonverbale Begegnungstänze sind auch mit Abstand möglich. Was zunächst befremdlich anmutete, wurde immer mehr ein feineres Hinfühlen – welcher Kontakt ist mit welchem Menschen gerade stimmig? So wurde aus Corona-Regelungen ein Achtsamkeitstraining für eine neue Kultur. Durch die geistige Intimität gab es viele tiefe Begegnungen. Und mehrere Abende klangen bei wunderbarer Musik und Tapas im Kunstcafé aus.


P1110529Zitate aus den Vorträgen (von der Festivalleitung (von l. nach r.) Christian Bliss, Ina Meyer- Stoll, Achim Ecker u.a.):

„Mich einlassen heißt, mich auf mich einlassen. Mich anderen zuwenden heißt mich mir zuwenden.“

„Ich kann keine Menschen führen, die ich nicht liebe.“

„Wenn ich den anderen schuldig mache, schiebe ich ihn aus meinem Beziehungsraum, weil ich nicht fühlen möchte.“„Du siehst die Welt nicht so, wie sie ist, du siehst sie so, wie du bist.“ Du siehst die Welt wie durch ein Dia. Was dich ärgert, ist nicht in der Welt, sondern auf dem Dia.

„Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen für meinen Mangel. Mein Mangel ist meine Komfortzone. Der Mangel möchte zu Ende geliebt werden.“

„Wir richten uns auf die Liebe aus, indem wir unsere Größe und Licht anerkennen. Und von da aus kümmern wir uns um die anderen Stellen.“

„In einer erwachsenen Haltung erlauben wir dem Leben all unsere Vorstellungen, Konzepte und Bilder, wie das Leben oder wir sein sollten, zu zerstören.“

„Die Zeit des narzisstischen Kreiselns um uns selbst ist vorbei. Wir EINE Menschheit haben mit dem Klimawandel EINE große Aufgabe zu bewältigen, die all unsere Zähigkeit, Innovationskraft und Kreativität braucht, die wir aufbieten können.“

 



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