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Claudine und Roman

Oder war es umgekehrt. Spiritualität küsst Politik?

In jedem Fall war es eine wilde Knutscherei, die unsere Referenten Claudine Nierth und Roman Huber an diesem Morgen veranstalteten.

Zunächst erzählte Roman aus seiner persönlichen Geschichte was ihn als jungen Menschen aus Bayern zunächst im Leben bewegte. Früh beschloss er aus dem Rad des Samsara, dem Rad der Wiedergeburt auszusteigen. Seine eigentlich total katholische Mutter bestätigte ihn darin: ‚Bub, mach was du für richtig hältst.‘ Im Folgenden war seine Ausrichtung auf Spiritualität so stark, dass er von politischen Veränderungen, selbst von der Wende, nur am Rande Notiz nahm. Doch irgendwann wurde ihm bewusst, dass selbst bzw. gerade ein Bodysathva sich mehr um andere kümmern müsse, als um seine eigene Rettung.

Diese Erkenntnis brachte ihn dazu sich mehr auf Politik auszurichten. Vor allem beschäftigten ihn weiterhin die Fragen:  

Wer ist der Mensch und wie entsteht diese Kraft, die Veränderung bewirkt?
und
Was ist unser Beitrag zu Veränderung in der Welt?  

Diese Bewegung verschlug ihn auch in die Gemeinschaftsszene und ließ ihn spüren, dass sowohl hier, als auch in ‚politischen Kreisen‘ die Veränderungskraft vorhanden war, wenn auch sehr verschieden. Dennoch gehören sie zusammen und können sich gegenseitig befruchten Roman selbst lebt in der  Gemeinschaft Tempelhof und engagiert sich für die Bewegung für mehr direkte Demokratie, die in der Zeit seit ihrer Gründung zahllose Bürgerbegehren und Volksentscheide initiiert und begleitet hat.

Mehr Demokratie bedeutet die Möglichkeiten zu erweitern, in denen sich die Bürger an ihrer Demokratie beteiligen können. Doch in seiner Auseinandersetzung begegnete er immer wieder mindestens zwei grundsätzlich sehr verschiedenen Definitionen was Politik denn eigentlich sei. Eine geht davon aus, dass es in der Politik ausschließlich um  Macht geht. Darum sie zu erlangen, erhalten und zu benutzen. Dies ist wohl ein sehr weit verbreitetes Politikverständnis, es ist vielleicht auch ein Grund für die weit verbreitete Aversion, die viele Menschen Politik gegenüber haben.

Einer anderen Definition nach ist Politik die Herstellung unterschiedlicher am Gemeinwohl orientierter Handlungen und damit letztlich ein Mittel Frieden unter den Beteiligten herzustellen und zu bewahren.

Allein die Ausrichtung am Gemeinwohl stellt schon eine grundsätzlich andere Motivation in den Vordergrund, als die erste Definition es tut. Roman stellte hierauf zwei Fragen, die wir in Dreiergruppen diskutieren konnten.

Wann klinke ich mich in politischen Diskussionen aus?

Dafür kamen uns viele Gründe. Weil Sachthemen nur vorgeschoben werden, um persönliche Machtkämpfe auszufechten. Weil die Diskussion so kalt und hart geführt wird, dass mensch sich kaum noch mit der Motivation verbinden kann, um die es geht. Weil man über Stellvertreterthemen redet, die wahren Probleme nicht wirklich anspricht. Um nur einige zu nennen.

Die nächste Frage, der wir uns in der Dreiergruppe widmen durften war:
Wann erlebe ich, dass Politik etwas mit mir zu tun hat?

Hierauf fiel die Antwort wesentlich schwerer und darin könnte auch ein großer Teil der Politikverdrossenheit liegen, dass wir nicht mehr wirklich wissen, ob es einen Unterschied macht, wie wir politisch Agieren, weil bestimmte Wege ohnehin vorbestimmt zu sein scheinen. Was natürlich zu einem gewissen Fatalismus, einem Ohnmachtsgefühl führen kann. Die dann wieder von Interessensgruppen ausgenutzt werden kann, die davon profitieren wollen.

Darauf führte Roman zwei Gründe an, warum politische Diskussionen oft so schwierig oder/und fruchtlos erscheinen, warum hier Meinung selten auf eine gute Art und Weise zusammen kommen. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die zu Grund liegenden Menschenbilder der Opponenten, sich diametral gegenüberliegen.

Es gibt eine Vorstellung die man in ihren Anfängen Hobbes zuschreibt, wonach der Mensch von Geburt an egoistisch ist und der Staat von daher den Auftrag habe, ihn zu einem sozialen Wesen zu erziehen.

Rousseau stellt ihm die These entgegen der Mensch sei von Natur aus sozial kooperativ und werden von der Gesellschaft zum Egoisten erzogen.

Natürlich muss man gänzlich verschieden reagieren, je nachdem welchem dieser beiden Weltbilder man folgt. Einem geborenen Egoisten muss man ein Kontrollsystem gegenüberstellen, damit er weder sich noch sein Gemeinwesen mit seinen Handlungen schädigt. Wenn wir davon ausgehen, dass der Mensch von frühester Kindheit kooperieren will, ist eine Politik gefragt, die ihm Raum lässt dies zu tun. Mit diesem Ansatz beschäftigt sich die direkte Demokratie. Unsere natürliche Kooperationsbereitschaft unsere Verantwortung für das Gemeinwohl zu sehen, zu unterstützen und ihr letztlich den Weg frei zu machen, dass ein jeder Mitgestalter sein kann, dieser Gesellschaft.

Im Grunde die Idee, die wir mit der Gründung des ZEGG verfolgt haben. Und genau dies ist auch der Weg, den wir gehen müssen, denn

wir können die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, nur überwinden, durch Bilder einer Zukunft, die wir wollen.  

Auch Claudine will diese Zukunft. Sie will auch jeden Tag Fleisch essen, mit 200 über die Autobahn brettern und jeden Tag ein neues Kleid für 5 Euro kaufen. Doch sie macht diesem Teil ihrer Selbst die Konsequenzen ihres Handelns bewusst und da sie sich dem Gemeinwohl verpflichtet sieht, kann sie nicht auf diese Art leben. Als Bürgerin sieht sie es als ihre Pflicht an, fürs Gemeinwohl zu bürgen und sich nicht von den Sirenen des Konsums verführen zu lassen.

Ihr Instrument dafür ist nicht nur die Politik, sondern auch die Kunst.

Oder besser beides in verschlungener Durchdringung. Ihre Frage ist nicht nur:  

Wie kann ich Strukturen schaffen, die eine Zukunft hervorbringt, die uns nährt?

Sie will auch wissen das sich diese Zukunft Stimmig, wahrhaftig und schön anfühlt. Inspiriert von Beuys Initiative zur direkten Demokratie versucht sie SchöpferInnenkraft zu kombinieren, um eine neue Gesellschaft zu erschaffen. Einer Gesellschaft, in der wir uns unserer SchöpferInnenkraft nicht nur bewusst sind, sondern sie auch zur Gestaltung im Sinne des Gemeinwohls einsetzen. In diesem Sinne führte sie uns durch eine Meditation, die uns eben diese Kraft, als auch unsere universelle Verbindung bewusst macht.  

Damit wurden wir zum Mittagessen entlassen. Gleich anschließend gab es ZEGG-auf-Erkundung eine Veranstaltung für unsere Förderer zu denen sich einige neue gesellt hatten, dank einer flashmobartigen Sequenz vor den Vorträgen. Nach Gruppen und Abendessen lud Dolores noch zu einem gut besuchten Love-Talk in der Aula. Ein Gespräch über Liebe ihre Universalität und wie wir ihr wieder ihren universellen Platz zuweisen können.


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