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Christian Meyer

Heute schreibe ich mal nichts übers Wetter. Und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Aber das liegt natürlich nicht an mir, sondern am Wetter. Ich hoffe, dass das Wetter so bleibt, dass ich nichts drüber schreiben muss. Aber ich kann es auch nicht ändern, wenn es wieder so wird, dass ich es erwähnen muss. Also ich bin dem Wetter gegenüber eher ohnmächtig und demnach treffe ich auch nicht wirklich die Entscheidung, ob ich drüber schreibe oder nicht. Obwohl ich ja auch weiß, dass beim Wandern gilt, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung.

Das ist ungefähr so, wie unser heutiger Gast Christian Meyer über die Gefühle gesprochen hat. Wir versuchen immer unsere Gefühle zu verändern, aber wir sind noch nie darauf gekommen, dass wir den verändern könnten, der fühlt.

Wie wäre es denn, wenn wir uns mal dem zuwenden würden?

Wie wäre es, wenn wir unsere Gefühle spüren würden, zulassen, ohne sie weghaben zu wollen?

Und selbst wenn da ein Wunsch auftaucht, etwas weghaben zu wollen, dann auch das das einlassen.

Das ‚Weghaben wollen‘ da sein lassen.

Christian sprach davon, dass wir immer versuchen, bessere Gefühle zu haben, weil wir glauben, wir wären dann glücklich. Doch er bezweifelt, ob Glück mit besseren Gefühlen zu tun hat. Ob ein Gefühl von Glücklich sein überhaupt damit zu tun hat, dass man sein Gefühle kontrollieren kann. Die kann mensch nämlich nicht kontrollieren, genau wie das Wetter, über das wir nicht mehr reden wollten. Aber da fällt es einem leichter das zu akzeptieren. Das Wetter da draußen oder anderen Dinge da draußen, kann man vielleicht noch da draußen lassen. Dass auch hier drinnen Gefühle toben, die ich gar nicht kontrollieren kann, bei denen ich keine Wahl habe, als sie zu fühlen, das ist doch oft viel schmerzhafter und man fühlt sich viel hilfloser, also versucht mal viele Gedanken zu denken, um sie weg zu machen. Das ist der ‚normale‘ Modus, auf dem wir agieren.

Wir tun etwas, um etwas zu bewirken.

Für äußere Arbeit mag dieser Modus viel hergeben, doch für innere Arbeit schlägt Christian einen anderen Modus vor:

Geschehen lassen. Loslassen, nicht tun.

Die Gefühle so fühlen, wie sie auftauchen, nichts hinzutun, aber auch nichts weglassen. Denn je mehr ich in diesen Modus des geschehen lassen es gehe, umso mehr komme ich mit einem tieferen Raum in mir in Berührung. Ein Raum nach dem sich schon Generationen vor uns auf die Suche begeben haben.

Um diesen Raum in uns zu erkunden machte Christian mit uns im Großzelt eine Übung. In der wir alle uns darauf konzentrieren sollten zu fühlen. Und dann dem Gefühl einen Ausdruck zu geben, indem wir einen Ton machten, der nicht mehr Atem benötigte, als das normale ausatmen. Also fühlen, nicht dramatisieren, aber auch nichts zurückhalten. Wenn eine Traurigkeit da war sie da sein lassen, wenn Wut aufkam sie fühlen und in die Stimme legen und mit der Rückkopplung aus Gefühl und Stimme immer tiefer ins Gefühl und damit ins hier uns jetzt sinken. Gemeinsam ließen wir uns dann in diesen Raum der Tiefe und der Stille sinken, auch wenn Stille in diesem Zusammenhang nicht die Abwesenheit von Geräuschen bedeutete.

Nach der Übung war die Möglichkeit Fragen zu stellen zu diesem Prozess. Auf die Frage, wie es denn gelingen könne, vollständig in die Stille zu gehen, antwortete Christian, dass in die Stille gehen abwegig sei. Auf der anderen Seite das beständige Verdrängen der Stille zu beenden und die Stille so auftauchen zu lassen, als sinnvoller angesehen werden kann. Ferner kommt wohl unser 'normaler' Modus wohl auch hauptsächlich aus der Angst vor dem Tod, den man aber im Erwachensprozess benötige, beziehungsweise die Angst vor ihm zu fühlen bringt dich wieder tiefer ins gegenwärtige Erleben.

Aus dem tiefen Raum des Vormittags gingen wir schweigend zum Essen, bevor es am Nachmittag wieder in die Gruppen ging. Am Abend gab es zum ersten Mal Männer- und Frauengruppen und eine Menschengruppe für Menschen, die sich derzeit in keine klassische Geschlechtereinteilung einordnen wollten.

Darüber hinaus war viel Zeit, um Freunde zu treffen und am Dorfplatz zu klönen. Später am Abend spielten in Kunst-Café die Fläming All Stars auf, alles bei mildem, trockenem Wetter, aber das wollte ich ja nicht mehr erwähnen.


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